Shotokan-Karate
Der Name Shotokan Karate bezieht sich auf den Gründungsvater des modernen Karate, Gichin Funakoshi. „Shoto“ war ein von ihm benutztes Pseudonym, ein Künstlername, und bedeutet „Pinienrauschen“.
Als junger Mann verweilte er gerne an einem Tempel, der von Pinien umstanden an einem Lotosteich lag. Das Rauschen der Bäume versetzte ihn in den Zustand innerer Ruhe, den er für sein Karatetraining brauchte.
„Kan“ bedeutet Trainingshalle; deshalb nannte er das erste,1936 eröffnete Karate-Dojo in Japan SHOTOKAN.

Gründungsvater Gichin Funakoshi

Philospohie
Das höchste Ziel im Karate-Do ist nicht Sieg oder Niederlage,
sondern die Vervollkommnung des menschlichen Charakters
Gichin Funakoshi
Karate-Do ist Philosophie in Bewegung!
Karate-Do lässt sich mit „Weg“ nur sehr unzureichend übersetzen. Es ist vielmehr eine Kunst. Durch jahrelanges, hartes Training werden die Techniken perfektioniert, aber auch die Arbeit am Selbst ist das Ziel eines Karatekas. „Negative“ Gefühle wie Hass, Wut oder Rache sollten nicht aufkommen, sondern Wachsamkeit, Klarheit und Konzentration sollten im Vordergrund stehen. Es gilt, den Charakter von allem Schlechtem zu befreien und angemessen zu handeln.
Die Techniken sollen durch stetes Üben verinnerlicht werden, so dass man mit ihnen eins wird. Die Techniken werden dann am Ende rein intuitiv ausgeführt, ohne dass man darüber nachdenken muss.

Gichin Funakoshi hat folgende zwanzig Prinzipien des Karate zusammengefasst:
1. Vergiss nie, Karate beginnt mit Rei (Gruß) und endet mit Respekt und Höflichkeit.
2. Im Karate gibt es kein Zuvorkommen.
3. Karate ist ein Helfer der Gerechtigkeit.
4. Erkenne dich selbst zuerst, dann den anderen.
5. Die Kunst des Geistes kommt vor der Kunst der Technik.
6. Lerne, deinen Geist zu kontrollieren, und befreie ihn dann.
7. Unheil entsteht durch Nachlässigkeit.
8. Karate ist nicht nur im Dojo.
9. Die Ausbildung im Karate geht ein Leben lang.
10. Verbinde dein alltägliches Leben mit Karate, das ist der Zauber der Kunst.
11. Wahres Karate ist wie heißes Wasser, das abkühlt, wenn Du es nicht ständig wärmst.
12. Denke nicht an Gewinnen, doch denke darüber nach, wie du nicht verlierst.
13. Wandle dich abhängig vom Gegner.
14. Der Kampf hängt von der Handhabung des Treffens und des Nicht – Treffens ab.
15. Stelle dir deine Hand und deinen Fuß als Schwert vor.
16. Wenn man das Tor der Jugend verlässt, hat man viele Gegner.
17. Das Einnehmen einer Haltung gibt es bei einem Anfänger, später gibt es den natürlichen Zustand.
18. Übe dich in Kata korrekt, im echten Kampf ist das eine andere Sache.
19. Hart und weich, Spannung und Entspannung, langsam und schnell, alles in Verbindung mit der richtigen Atmung.
20. Denke immer nach, und versuche dich ständig an Neuem

Geschichte
Nach neuesten Erkenntnissen vermutet man die Wurzel des Karate-Do in Indien, von wo aus die Urformen der waffenlosen Kampfkunst durch missionierende buddhistische Mönche nach Innerasien gebracht wurden, nach China selbst wohl schon im 1. Jahrtausend.

Mönch und Begründer des Zen-Buddhismus Bodhidharma (chin.: Daruma)

Die Ausformung des Karate beeinflusste sehr viel später wesentlich der buddhistische Mönch und Begründer des Zen-Buddhismus Bodhidharma (chin.: Daruma). Er gelangte um etwa 500 n. Chr. an den Hof des chinesischen Kaisers Wu und lebte danach von 520 bis 535 n. Chr. im chinesischen Kloster Shaolin. Er gilt als legendärer Vater des Karate-Do.

Revolutionär war bei seiner Lehre die Symbiose zwischen geistigem und körperlichem Element, zwischen Meditationsübungen des Zen und Yoga einerseits und körperkräftigenden Übungen zur Erlangung von Ausdauer und Stärke anderseits, beides zusammen als zwingende Vorbedingung für die Ausführung der Kampftechniken.

In der Folgezeit wurde diese Körperschule unter der Bezeichnung Shaolin-Kampfkunst weiterentwickelt und schließlich auch auf Okinawa bekanntgemacht. Zwischen 1400 und 1600 n. Chr. war diese Insel ein von Japan besetztes Territorium, in welchem den Ureinwohnern der Waffenbesitz verboten war. Gerade diese Vorschrift war das Motiv eingehender Beschäftigung mit den neu eingeführten Kampftechniken, wobei eine Vermischung mit den einfallsreichen Techniken der Insel stattfand.

Lange Zeit blieben auch in der Folgezeit die geheimen Ausbildungsstätten die Klöster. Erst Gichin Funakoshi, der moderne Meister dieser Kunst, konnte das Karate einer breiten Öffentlichkeit nahebringen. Er nahm grundlegende Neuerungen vor und gab dem Karate ein anderes Gesicht. Zunächst änderte er die Schriftzeichen für Karate-Do so, dass sie nicht mehr China-Hand, sondern Weg der leeren Hand bedeuten. Darin ist eine erneute Hinwendung zum zenbuddhistischen Sinngehalt zu sehen, dergestalt, dass Karate nicht nur als eine Kampfkunst, sondern auch als Weg zur Charakterformung aufzufassen ist. Zugleich wurde der frühere Zweck, einen Menschen mit der bloßen Faust zu töten oder wenigstens kampfunfähig zu machen, zugunsten einer Interpretation als optimales Mittel zur Erziehung und Weiterentwicklung im physischen und psychischen Bereich aufgegeben.

Funakoshi lehrte zuerst an Universitäten in Japan, dann auch im Kodokan, der Hochburg des Ju-do, und gründete 1936 die Karate-Stilart Shotokan. 1955 wurde die Japan Karate Association mit Funakoshi als Chefausbilder ins Leben gerufen. 1957 veranstaltete der Verband die erste alljapanische Karatemeisterschaft. Erst 1965 erlangte Karate-Do die Anerkennung im Deutschen Sportbund, worauf es in den 70er Jahren zur Gründung verschiedener Verbände in Bund und Ländern kam. Ab 1984 gab es einen einheitlichen Verband in Bayern, seit 1987 haben wir eine bundesweit einheitliche Organisation und damit eine Garantie für die kompetente und intensive Förderung dieser faszinierenden Sportart, die weit über 100 000 Menschen in Deutschland betreiben.

Die Techniken
Grundsätzlich werden hauptsächlich Schläge und Tritte trainiert. Wichtig ist zunächst die korrekte Durchführung der Grundstellungen (Kihon), die sicheren Stand bei größtmöglicher (weiter-) Bewegungsfähigkeit gewährleisten sollen. Besonders geübt werden diese auch in der Kata, den Formläufen, von denen heute dank G. Funakoshi mindestens 18 geübt werden;15 davon gehen auf seine Arbeit zurück. Die Kata sind eine Art kleiner Katechismus, ein Konzentrat der Techniken, mittels deren man über Jahrhunderte den Nachfolgern seinen Stil weitergab.
Kraft, Schnelligkeit und Gleichgewichtssinn, die aus den genannten Trainingsmethoden hervorgehen, münden schließlich ist Kumite, den Kampf. Es gibt 8 in der Schwierigkeit gestaffelte, aufeinander aufbauende Varianten dieses Partnertrainings, das vom technisch völlig festgelegten Konzept bis zum Freikampf reicht.
Der Unterschied zu anderen Karate-Stilrichtungen ist nicht sehr groß. Meist ist der Unterschied die Höhe der Stellungen oder die Intensität der Techniken. In der Shotokan-Grundschule sind die Stellungen z.B. tiefer als im Wado-Ryu. Dadurch sehen im Wettkampf-Karate die Kata-Vorführungen oft kraftvoller aus. Im Wettkampf-Kumite kann man die Stilrichtung eines Kämpfers nicht erkennen. Bruchtests gehören nicht zum Shotokan Prüfungsprogramm und werden bei uns auch nicht im Training ausgeführt.